Hahnenschrei Oktober/November 2023

Andacht

Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Jakobus 1,22

Wir hören jeden Tag so Einiges: Musik, Nachrichten, Gespräche, Geräusche. Vieles davon geht zum rechten Ohr hinein und zum Linken wieder hinaus. Am Sonntag sitzen wir dann im Gottesdienst und sind wieder Hörer: wir hören die schöne Orgelmusik, die Gebete, die Bibeltexte und die Predigt – Gottes Wort für uns. Welchen Weg nehmen diese Worte in uns, in unseren Gedanken? Gehen sie auch rechts rein und links wieder raus? Oder finden sie den Weg in unser Herz, in unsere Seele? Das kommt sicher auf die Situation an, in der man sich gerade befindet. Mir geht es manchmal so, dass Bibelworte mich ansprechen, als wären sie genau an diesem Tag für mich gesprochen – sie regen mich zum Nachdenken an, fordern mich heraus, bringen mich dazu, etwas zu tun. Ich denke, das ist auch, was dieser Vers uns sagen will: Gottes Wort hören kann jeder, auch wenn er nicht daran glaubt. Entscheidend ist, was man mit dem Gehörten tut! Gebe ich ihm Raum in meinen Gedanken, in meinem Herzen, in meiner Seele, dann kann und wird Gottes Wort mein Leben verändern und das soll und kann ich nicht für mich allein behalten. Gottes Wort fordert uns zum Handeln auf: einmal für uns selbst – zum bewussten Auseinandersetzen mit dem Gehörten oder Gelesenen, aber auch dazu, wirklich zum „Täter“ zu werden und so zu handeln, wie wir es in der Bibel lesen können. Glaube muss gelebt werden und darf nicht nur theoretisch sein. Wer meint, dass er glaubt, das aber nicht in seinem Leben und Handeln offen zeigt, der macht sich selbst und anderen etwas vor. Das ist nicht immer leicht, oft muss man über den eigenen Schatten springen. Es kann und wird aber auf jeden Fall bereichernd sein. Und Gelegenheiten zum „Täter“ zu werden gibt es viele, nicht zuletzt auch im eigenen Umfeld, in der eigenen Kirchgemeinde, wo man in der Gemeinschaft mit anderen „Tätern“ Gott und sein Wort immer wieder ganz neu hören und erfahren kann. Ich wünsche uns allen, dass wir das immer wieder erleben können: dass wir Gelegenheiten finden, an denen wir zu Tätern werden können, wo wir gebraucht werden und Gemeinschaft mit Gott und Anderen erleben können. Wir müssen uns nur auf den Weg machen und Augen und Ohren offen halten.
Stefanie Hirsch