Hahnenschrei Februar / März 2025

Andacht

„Prüft aber alles und das Gute behaltet. Meidet das Böse in jeder Gestalt." (Jahreslosung, 1Timotheus 5,21-22)

Prüft alles! Ausnahmslos. Es ist nicht alles gut. Damit ist Hinreichendes und Tiefgründiges ebenfalls zu jeder Wahl gesagt. Paulus geht es in dieser Aufforderung an die Gemeinde jedoch nicht um einen kritischen Geist. Es geht ihm nicht um die Untugend, Fehler oder Unvollkommenheiten anderer zu suchen und anzuprangern. Jeder hat seine eigenen Macken. Darauf sollen wir gerade nicht den Blick lenken, sondern auf das Gute, wie es an anderer Stelle ausführlicher lautet: „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!“ (Phil 4,8).

Wenn dieser Appell zur sorgfältigen Prüfung schon damals dringlich war, wie viel mehr ist er es heute, in unserer oberflächlichen Zeit voller Verführungen? Für Paulus war der Maßstab – anders als heute – felsenfest: das Wort Gottes, die Bibel! Das Hauptkennzeichen eines sündigen Menschen ist aber, dass er selbst Gott sein will und bestimmen möchte, was recht und gut ist und was nicht. Heute fällt das Urteil oft entweder nach dem Gefühl – das hat mir gefallen oder darüber habe ich mich geärgert – oder nach dem eigenen Denkhorizont (nicht selten beeinflusst durch den Mainstream oder die eigene Meinungsblase). Das ist unzuverlässig. Gefühle ändern sich, und der Denkhorizont kann erweitert werden. Auch die Masse und selbst Konzile können irren – das wusste schon Luther. Daher muss unser Bezugspunkt zur Urteilsbildung außerhalb von uns und außerhalb der Beeinflussung durch Menschen liegen und in Gott selbst begründet sein. Jesus selbst gründete sich in den göttlichen Worten und benutzte die Schrift, um dem Versucher zu widerstehen: „Es steht geschrieben!“. Ein altes Lineal kann beispielsweise nicht zuverlässig zur Eichung eines neuen Lineals verwendet werden. Es könnte bereits ungenau sein. So können menschliche Meinungen oder überhaupt „Alles“ nur mit einem objektiven, zeitlosen und absolut verbindlichen Maßstab geprüft und beurteilt werden: Gottes Wort.

Daran lasst uns alles messen – nicht um das Haar in der Suppe zu finden, sondern um das Gute zu behalten. Denn nicht selten tarnt sich Böses als gut und Verführer als vermeintliche „Helfer“, und umgekehrt erscheint uns manches Gute zunächst nicht unbedingt angenehm. Eine notwendige medizinische Behandlung mag unbequem sein oder konstruktive Kritik zunächst verletzen, aber dennoch uns später dauerhaft weiterbringen. Und manche politische Propaganda oder Werbung entpuppt sich bald als heiße Luft. Nehmen wir es daher 2025 genau und prüfen alles anhand der Schrift. Nehmen wir unsere Bibel täglich zur Hand und erweitern und schärfen unseren Blick!

Pfr. Martin Wappler