23. Adventstürchen

Jerusalem oder Bethlehem

Bethlehem bedeutet „Brothaus“. Jerusalem bedeutet „Gründung des Friedens“. – Gestern haben wir gesehen, dass Jesus interessanterweise in Bethlehem zu finden war. In Jerusalem hingegen wurde er später zur Kreuzigung verurteilt. Das will uns doch etwas sagen!

In Jerusalem pulsierte – zumindest äußerlich und geschäftig – das Tempelleben. Hier wurden Traditionen bewahrt, Feste gefeiert und hier waren die Hohenpriester und Schriftgelehrten in Amt und Würden. Sie regierten nicht nur theologisch, sondern sie nahmen auch Einfluß auf die Politik. Jesus übernachtete nie in Jerusalem. Hier hielt er lediglich scharfe Reden, reinigte zwar den Tempel, sprach aber doch über ihn das Ende aus (Mt 24,1-3) und klagte: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! (Mt 23,37)“.

In Bethlehem hingegen war damals nicht viel los. Hier sagten sich Fuchs und Hase „Gute Nacht!“, ein kleines Kaff, da wurden nicht mal „abends die Bürgersteige hochgeklappt“, weil es einfach keine gab. Dennoch heißt es darüber: „Und du, Bethlehem im jüdischen Lande (…) aus dir wird kommen der Fürst (...)“.

Jesus wird auch heute nicht unbedingt dort zu finden sein, wo der „Bär steppt“, wo es die Massen hinzieht, wo auf Äußerlichkeiten viel Wert gelegt wird (Mt 23), wo Gottes Wort zwar gesagt, aber nicht danach gelebt und gehandelt wird.

Wo zieht es uns hin? Wo fühlen wir uns wohler?

Pfr. Martin Wappler