14. Adventstürchen

Alle sind eingeschlafen

Gestern habe ich festgehalten, dass Christsein nach vorne ausgerichtet ist, auf die Zukunft. Damit bleibt der Christ stets optimistisch, weil es ein Ziel, stets eine Hoffnung somit eine Perspektive gibt; - selbst in trüben Zeiten!

Wenn sich jedoch Dinge hinziehen, dann kann es schon mal sein, dass der Mensch ungeduldig oder nachlässig, träge und bequem wird. Dies finde ich in den Endzeitreden Jesu, als er das Himmelreich mit zehn Jungfrauen vergleicht (Mt 25,1-13). Wohlgemerkt, es geht hier nicht um solche Vergleiche wie Unkraut unter den Weizen (Mt 13,24ff), sondern um ein Wort an die Gemeinde, die sich auf die Ankunft des Bräutigams vorbereitet.

Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen,
die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen.

Das Wort richtet sich somit an alle, die Jesus Christus als ihren Bräutigam erwarten. Es wäre interessant, wie viel Mitglieder der heutigen Kirche sich tatsächlich auf die Wiederkunft - auf die Ankunft (= Advent!) - Jesu Christi innerlich vorbereiten? Vermutlich nicht sonderlich viel, - obwohl doch so viele Advent feiern?

Aber - und das ist das aufrüttelnde und dramatische - selbst von den zehn, die sich für seine Ankunft bereit halten, sind am Ende doch nur fünf bei der eigentlichen Feier dabei, gerade einmal die Hälfte (vgl. Mt 25,10-12).

Lehrt Jesus hier eine strenge Askese, ein Streng-dich-an, eine gnadenlose Werksgerechtigkeit, ein unbarmherziges Nur-die-Besten-schaffen-es? - Nein, gewiss nicht! Denn keine der Jungfrauen ist besser oder schlechter als die andere. Alle waren sie eingeschlafen!

Der Unterschied liegt im Öl; für mich ein Symbol für den Heiligen Geist. Offenbar mangelte es der Hälfte ausgerechnet daran: "Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit."

Darauf sollten wir achten, dass wir den Heiligen Geist in unserem Herzen wohnen lassen und ihm Raum geben, - voll Geistes sind, wie der Epheserbrief formuliert: "Lasst euch vom Geist erfüllen." Epheser 5,18

Pfr. Martin Wappler